Der regenerative Gemüsebau ist aus der Bewegung der regenerativen Landwirtschaft entstanden. Der Begriff „regenerative Landwirtschaft“ wurde in den 1970er Jahren vom Rodale-Institut in den USA geprägt, das seine Wurzeln im biologischen Landbau hat. Die Ideen und Erkenntnisse sind zum Teil schon viel älter und wurden durch Bodenwissenschaftler:innen in den letzten Jahrzehnten genauer verstanden und präzisiert. Aus diesem Prozess sind fünf Prinzipien entstanden, die auch auf den regenerativen Gemüsebau anwendbar sind:
1. Bodenruhe
- möglichst geringe Störung des Bodens
- Verzicht auf intensive Bodenbearbeitung
- möglichst keine synthetischen Dünger und Pflanzenschutzmittel
- angepasste Pflanzenernährung (Düngung)
2. Bodenbedeckung
- möglichst ständige Bodenbedeckung, z.B. durch Kulturpflanzen, Zwischenfrüchte, Untersaaten, Mulch etc.
3. Lebende Pflanzen
- möglichst immer lebende Wurzeln im Boden, damit die Wurzelexsudate (Wurzelausscheidungen) der Pflanzen das Bodenleben ernähren
4. Vielfalt
- möglichst hohe Vielfalt der Kulturpflanzen
- vielfältige Fruchtfolge
- Mischkultur$
- vielfältige Untersaaten und Zwischenfrüchte
- Biodiversität
- verschiedene Betriebsstandbeine
5. Mögliche Integration von Tieren
- ganzheitliches Weidemanagement
- Tierwohl
Das erste Prinzip, Bodenruhe, benötigt im Gemüsebau eine besonders intensive Auseinandersetzung . Da im Gemüsebau oft bis zu drei Kulturen pro Jahr angebaut werden, ist ein schonendes sowie flaches Bodenbearbeitungssystem, das die Bodeneigenschaften vor jeder Bearbeitung einbezieht, extrem wichtig. Intensive Bodennutzung kann sonst sehr schnell zu einer Verschlechterung der Bodenstruktur führen und Probleme wie Verschlämmung, erhöhten Beikrautdruck oder Bodenverdichtung verursachen.
Da wir es im Gemüsebau oft mit hochpreisigen Kulturen zu tun haben, wollen wir das Beste für die Pflanzen. Ein hoher Einsatz von Düngemitteln sowie Pflanzenschutzmitteln ist oft an der Tagesordnung. Dies führt mittelfristig dazu, dass bei nicht spezifisch angepassten Anwendungen eine weitere Bodendegradation entsteht, was den Einsatz ebendieser Mittel zusätzlich erhöht. Ein geschädigter Boden führt oft zu erhöhtem Krankheits- und Insektendruck sowie sind die Nährstoffe weniger gut Verfügbar.
Die Punkte zwei und drei – Bodenbedeckung und lebende Wurzeln – stellen gerade im Gemüsebau eine Herausforderung dar, da wir es oft mit langsam wachsenden Kulturen zu tun haben, die wenig Konkurrenz vertragen. Nehmen wir das Beispiel Karotten: Eine Direktsaat mit gleichzeitiger Untersaat ist hier komplett ausgeschlossen, die Untersaat würde die Karotten komplett unterdrücken, im Ackerbau währe dies teilweise problemlos möglich. Da jedoch im Gemüsebau intensive Bodenbearbeitung gängige Praxis ist, lohnt es sich sehr, eine möglichst lange Bodenbedeckung zu gewährleisten, um ihn vor Verschlämmung zu schützen. Untersaaten sind im Gemüsebau nicht sehr gebräuchlich. Sie lassen sich jedoch mit Erfahrung meistens gut in die Praxis umsetzen. Auch der Mulchgemüsebau bietet hier grosses Potenzial, um den Boden gegen Umwelteinflüsse zu schützen.
Die Vielfalt in einem Gemüsebetrieb variiert je nach Absatzkanälen. Daher bieten sich vielfältige Zwischenfrüchte besonders an. Auch auf eine gute und weite Fruchtfolge sollte im Gemüsebau besonders geachtet werden, da viele Krankheiten familienübergreifend zu Problemen führen können.
Die Integration von Tieren ist im Gemüsebau sehr schwierig umzusetzen, da viele Betriebe inzwischen losgekoppelt von der Tierhaltung funktionieren. Dies wäre nur durch gesamtgesellschaftliche Veränderungen möglich. Dadurch ist es im Gemüsebau umso wichtiger, die ersten vier Prinzipien umzusetzen.
Es scheint mir wichtig zu sein, den regenerativen Gemüsebau als System zu denken. Es wird nicht zielführend sein, wenn nur gewisse Punkte umgesetzt werden; es braucht ein gesamtheitliches Konzept für eine erfolgreiche Umstellung zum regenerativen Gemüsebau.
In meinem Intensiv-Seminar regenerativer Gemüsebau lernst du das Anbausystem vertieft kennen und mit meinen Beratungen unterstütze ich Betriebe auf dem Weg zur Umstellung. Damit ein Betrieb wieder Zukunftsfähig und resistenter wird.